Repurchase Agreement / Liquidität als Spielball
- Handel mit Liquidität
- ökonomisch betrachtet: -> Pfandleihe
- rechtlich betrachtet: -> Kauf und Verkauf (z.B. von Obligationen)
Kommerzbank <-> Nationalbank
Verkauf / Wiederkauf von Obligationen
- Zunahme der Forderungen aus Repo-Geschäften = Erhöhung der Liquidität
- Zunahme der Verpflichtungen aus Repo-Geschäften = Abnahme der Liquidität
- Abnahme der Verpflichtungen aus Repo-Geschäften = Zunahme der Liquidität
(-> aus Sicht der Nationalbank)
- Abnahme der Forderungen aus Repo-Geschäften = Abnahme der Liquidation
Wenn M3 abnimmt è die Wahrscheinlichkeit einer Geldmengen-induzierten Inflation ist gering.
Wenn M3 steigt ist die Wahrscheinlichkeit grösser für steigende Inflation.
Seit dem 20. April 1998 schliesst die Schweizerische Nationalbank Repo-Geschäfte[1] ab. Dabei versorgt sie ihre Gegenparteien während einer fixierten Laufzeit mit Liquidität und pensioniert im Gegenwert Titel bei sich. Im Gegensatz zum Ausland, wo sich die Repo-Märkte z. T. bereits seit längerem etabliert haben, stellt das Repo auf dem Schweizer Geldmarkt eine Novität dar. Die Schweiz ist daran, ihren Rückstand aufzuholen und eine weltweit einzigartige Infrastruktur für den Handel, die Abwicklung und die Verwaltung von Repos aufzubauen. Die Nationalbank spielt bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle.
Merkmale des Repo-Geschäftes
Bei einem Repo werden Titel verkauft mit der gleichzeitigen Verpflichtung eines Rückkaufs zu einem späteren Zeitpunkt. Der Rückkaufpreis errechnet sich aus dem Kaufpreis und dem Zinssatz. Das Repo ist grundsätzlich mit einem gedeckten Kredit vergleichbar, weist aber zwei zusätzliche Charakteristika auf. Erstens ist für den Fall, dass während der Laufzeit die Kursschwankungen auf der Titelseite zu einer Uber- oder Unterdeckunq des Kredits führen, ein Margenausgleich vorgesehen, bei welchem die Differenz durch eine entsprechende Lieferung von Titeln oder Geld ausgeglichen wird. Zweitens werden eventuelle Zins- oder Dividendenzahlungen an den ursprünglichen Eigentümer der Titel transferiert, da dieser wirtschaftlich Begünstigter bleibt.
Beim Repo werden zwei Formen unterschieden:
Das General Collateral (GC) und das Special. Beim GC
1 Abkürzung für rcpurchase agreement (Rückkaufsvereinbarunq).
handelt es sich um ein Geldmarktgeschäft, bei welchem eine Partei einen Refinanzierungsbedarf hat und die Gegenpartei einen Mittelüberschuss plazieren möchte. Weil dabei die Geldseite im Vordergrund steht, muss beim Abschluss nicht spezifiziert werden welche Titel geliefert werden. Der Geldnehmer hat das Recht, diese beliebig aus einem im voraus bestimmten Korb zu wählen. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei einem Special um ein Kapitalmarktge schäft, und der Handel eines bestimmten Wertpapiers stellt die Motivation zum Geschäftsabsch[uss dar. [s wird deshalb bereits beim Abschluss fixiert, welcher Titel übergeben werden soll. Der Repo-Preis entspricht dabei dem Zinssatz für ein GC mit der gleichen Laufzeit, abzüglich der speziellen Leihgebühr für den Titel. Derjenige, der den Titel ausieiht, kann durch den Abschluss eines Specials einen zusätzlichen Ertrag erzielen. Die Gegenpartei borgt den Titel aus, um dadurch z. 8. einer Lieferverpflichtung nachkommen zu können, ohne den Titel sofort kaufen zu müssen. Auf dem Schweizer Repo-Markt werden beide Typen gehandelt. Die SNB benutzt zur Umsetzung ihrer Geldpolitik allerdings nur den GC-Repo.
Das Repo ist aus mehreren Gründen ein attraktives Finanzinstrument. Zunächst bietet es durch die Deckung der Geld- und Titelseite eine höhere Sicherheit. Dadurch stellt es im Vergleich zum herkömmlichen, ungedeckten Depot-Geschäft eine günstigere Refinanzierungsquelle dar. Die Deckung erlaubt zudem, Repo-Geschäfte auch mit jenen Instituten abzuschliessen, welchen bisher aus Bonitätsgründen keine Depot-Limite zugesprochen worden war. Weiter binden Repos gemäss dem schweizerischen Banken-gesetz deutlich weniger Eigenmittel als Blaankokredite. Verpflichtungen aus Interbank-Repos werden auch in den Liquiditätsvorschriften bevorzugt behandelt.
Motivation der SNB
Die SNB hat das Repo in ihr Instrumentarium aufgenommen, um ihren Spielraum bei der Implementierung der Geldpolitik zu erhöhen. Der geld-politische Kurs wurde dadurch nicht verändert.
Das Repo weist gegenüber den bisherigen Instrumenten der SNB klare Vorteile auf. Die Devisenswaps sind mit einem Erfüllungsrisiko verbunden. Da der Gegenwert in Schweizerfranken den Girokonti der Gegenparteien gutgeschrieben wird, bevor eine Bestätigung über den Erhalt des entsprechenden Fremdwährungsbetrages bei der Korrespondenzbank eingegangen ist. Beim USD-Swap erhöht sich dieses Risiko durch die Zeitverschiebung zusätzlich. Während der Swaplaufzeit öffnet sich ein weiteres Risikofenster in Form des Marktrisikos, weil bei einem Ausfall des Swappartners und einem gleichzeitigen Rückgang des Devisenkurses der übernommene Fremdwährungsbetrag mit einem Kursverlust verkauft werden muss. Ein weiterer Nachteil von Devisenswaps besteht in der Begrenzung des Kreises der Geschäftspartner der SNB auf jene Banken, welche über Devisenbestände verfügen. Bei der Liquiditätsplanung müssen zudem Feiertage im Land der betroffenen Währung berücksichtigt werden. Die GMBF-Swaps‘ waren sowohl bezüglich des Liquiditätspotentials als auch der möglichen Gegenparteien der SNB beschränkt. Sie wurden deshalb kurz nach der Einführung des Repo aus dem Instrumentarium gestrichen. Mit den Weiterplazierungen von Bundesgeldern schliesslich kann die SND keine zusätzliche Liquidität schaffen, sondern nur einen vorausgegangenen Liquiditätsabfluss kompensieren.
Devisenswap
Bei einem Devisenswap kauft die SNB Devisen (früher US-Dollar, heute eher D-Mark) mit der gleichzeitigen Vereinbarung, diese zu einem fixierten Termin und Kurs wieder zurückzuverkaufen. In der Regel wird der Kaut ab spot (zwei Arbeitstage nach dem Geschäftsabschluss) mit einer Laufzeit von einem bis drei Monaten abgeschlossen. Während der Swaplaufzeit erhöht sich die Notenbankgeldmenge, weil die SNB den Franken-Betrag den Girokonti der Banken gutschreibt. Der Devisenbetrag wird auf einem Konto der SNB bei einer Korrespondenzbank (D-Mark bei der Bundesbank, US-Dollar beim Fed) gutgeschrieben. Nach Ablauf des Geschäfts werden die Girokonti wieder betastet und die Devisen via Korrespondenzbank den Gegenparteien gutgeschrieben.
Die SNB akzeptiert folgende Schuldnerkategorien:
- Bund
- Kantone
- Andere Schuldner mit ausdrücklicher Garantie des Bundes oder eines Kantons
- Schweizer Gemeinden und deren Emissionszentralen
- Schweizerische Pfandbriefzentralen
- Ausländische Staaten (Zentratverwal.tungen) mit einem Mindest-Rating
- Andere Schuldner mit ausdrücklicher Garantie eines ausländischen Staates und einem Mindest-Rating
- Internationale Organisationen mit einem Mmdest-Rating
- Ausländische Banken mit einem MindestRating.
Die SNB akzeptiert keine Titel von inländischen Banken, weit sie dem Schweizer-Bankensystem keine Kredite gewähren will, welche ihrerseits durch Effekten des selben Bankensystems gedeckt sind. Der Geldnehmer darf weder eigene Titel noch solche der gleichen wirtschaftlichen Einheit liefern. Ab einer Beteiligung von 20% gilt eine Firma als Teil der wirtschaftlichen Einheit. Beteiligungen an Pfandbriefanstalten sind von dieser Regelung ausgenommen.
Zusammenfassung Repo-Geschäft
Wir haben gesehen, dass die Repos von der Definition her sehr einfach, in ihrer Durchführung aber kompliziert sind. Ohne die Automatisierung der SEGA, welche eine schnelle, rationelle und zuverlässige Geschäftsabwicklunq ermöglicht, wäre das RepoProjekt kaum realisierbar gewesen. Die SNB schliesst seit der Lancierung des Repo-Marktes im April 1998 Repo-Geschäfte ab und hat diese bereits zum wichtigsten geldpolitischen Instrument gemacht. Sie ist überzeugt, dass ein effizienter Repo-Handet auch einen positiven Beitrag zur Stärkung des Schweizer Finanzplatzes leisten kann.
[1] Abkürzung für Repurchase Agreement